Landschaft in ihrer eiszeitlichen Prägung als Rahmen für die räumliche Entwicklung. Natur- und Kulturlandschaft, Grün- und Freiraumsystem im Austausch mit der Siedlung.

Die respektvolle und kreative Auseinandersetzung mit der Landschaft bildet den Ausgangspunkt unserer Entwürfe. Zu allen Zeiten wurden Städte, Dörfer und Siedlungen im Einklang mit der Landschaft, der Topographie und dem lokalen Klima entwickelt. Durch den schöpferischen Dialog mit ihr entsteht der Genius Loci. Aus der Landschaft und der eiszeitlich geprägten Topographie leiten wir die Spielregeln für unsere Entwürfe ab: Natur- und Kulturlandschaft als „Äussere Landschaft“ und Grün- und Freiräume als „Innere Landschaft“ sind dabei Schlüsselelemente.

Mit der Siedlungsentwicklung nach Innen wollen wir auch das Verhältnis zur Landschaft klären: Dank dem revidierten Raumplanungsgesetz wird der Siedlungsrand zu einer langfristigen räumlichen Grenze. Wir gestalten ihn deshalb bewusst. Der Siedlungsrand als Filter zur „Äusseren Landschaft“ schafft Raum für eine Bepflanzung zugunsten der ortsbaulichen Einpassung, für die Naherholung und den ökologischen Ausgleich. Ein Netzwerk „Innerer Landschaften“, ein Freiraumsystem gliedert die Stadt und schafft den Ausgleich für die zunehmende Verdichtung. Bei der Entwurfsarbeit für die Räumliche Entwicklungsstrategie RES der Stadt Zürich konnte dieser Anspruch beispielhaft umgesetzt werden. Es gelang, das Grün- und Freiraumsystem entsprechend in der Räumlichen Entwicklungsstrategie der Stadt RES zu positionieren. Das Grün- und Freiraumsystem und seine Teile wurden hier systematisch erfasst, beschrieben und konzeptionell weiterentwickelt.

In ähnlicher Weise ist es uns gelungen, im Auftrage des Amtes für Gemeinden und Raumordnung des Kantons Bern für das RGSK Bern-Mittelland (Regionales Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzept) ein System von „Äusseren und Inneren Landschaften“ zu definieren und in den Plänen zu verankern. Der äussere Siedlungsrand der zusammenhängend bebauten inneren Agglomeration Bern wird abgeschlossen durch das „Grüne Band“, eine „Äussere Landschaft“, welche das gesamte Siedlungsgebiet umschliesst. Dieses „Grüne Band“ mit einem Umfang von rund 35 km leistet den Übergang zwischen Siedlung und „Äusserer Landschaft“, dient der Landschaft, der Ökologie und der siedlungsnahen Erholung. Das Siedlungsgebiet der Agglomeration Bern wird zudem gegliedert durch „Innere Landschaften“, durch Grünkorridore, welche räumliche Einheiten begrenzen und die primäre Freiraumversorgung sicherstellen. Erstmals konnten wir das „Grüne Band“ bereits 2006, im Rahmen des Räumlichen Entwicklungskonzeptes REK für die Agglomerationsgemeinde Köniz einbringen. Nun umschliesst es die gesamte Berner Agglomeration.

Mittlerweile konnte eine ganze Reihe von Entwicklungskonzepte für Städte, Orte, Quartiere und Areale unter besonderer Gewichtung der Aspekte von Landschaft und Freiräumen erarbeitet werden. Die Aarauer Telli soll zu einem interessanten, durchmischten Stadtquartier weiterentwickelt werden. Als Rahmen dazu konnten wir im Auftrag des Stadtbauamtes ein städtebauliches Konzept erarbeiten. Ein Netz von differenziert gestalteten Grün- und Freiräumen sowie öffentlichen Stadträumen bildet den Rahmen für die Entwicklung. Mit den Richtlinien für die Aarauer Gartenstadtquartiere konnte aufgezeigt werden, wie Siedlungserneuerung und Erhaltung einer spezifischen Siedlungstypologie funktionieren können. Im Rahmen der Ortsplanung Münsingen nimmt der Siedlungsrand einen besonderen Stellenwert ein. Die Siedlung wird gegenüber der „Äusseren Landschaft“ mittels eines Grünkorridors begrenzt. Dieser kann individuell ausgestaltet werden und soll in der Regel für den Langsamverkehr erschlossen werden.

Ein Grünes Band für die Agglomeration Bern

„Grünes Band“ Region Bern-Mittelland: Auschnitt aus dem Entwurf
zum Gesamtplan mit schematischem Eintrag des „Grünen Bandes“.
Unten Auschnitt Der Sensetaler aus dem Jahr 2014.
Landschaftsanalyse gesamter Raum und
südliche Region Bern-Mittelland

Wachstum im Rahmen eines komplementären Freiraumsystems: RES Stadt Zürich

Grün- und Freiraumsystem der Stadt Zürich: „Äussere und Innere Landschaft“ als komplementärer Rahmen für die Siedlungsentwicklung. Im Rahmen dieser Studie wurden jene Grünstrukturen ausserhalb und innerhalb der Siedlung herausgearbeitet, die von zentraler Bedeutung für das Bild der Stadt sind. Methodisch wurde so vorgegangen, dass einerseits „Prägende Freiraumstrukturen“ definiert wurden, die wegen ihres räumlichen Zusammenhangs jeweils als Einheit gelesen werden können. Diese „Prägenden Freiraumstrukturen“ wurden entsprechend ihrer unterschiedlichen Bedeutung hierarchisiert: Die „Primären räumlichen Einheiten“ bilden den äusseren, prägenden Rahmen. Sie haben aus der Sicht der Gesamtstadt höchste Priorität. Die „Sekundären räumlichen Einheiten“ beziehen sich auf die Gliederung und Durchgrünung des Siedlungskörpers. Sie sind nicht weniger wichtig, beziehen sich aber in der Regel eher auf Teile der Siedlung.

Wulong of Chenggong P.R. China

Der Stadtteil Wulong umfasst rund 15 km² und liegt am Dian See. Die drei Hügel werden von Bebauung freigehalten; sie erhalten je eine spezifische Identität: Der Yunnan-Pflanzenpark, der Sporthübel und der Stadtpark. Die Äussere Landschaft dient der Landwirtschaft und der Erholung. Die Innere Landschaft sichert eine angemessene Durchgrünung des Stadtteils.

REK Sursee: Flussraum der Sure als Rückgrat der Stadtentwicklung

Layer Grün- und Freiraumsystem des Räumlichen Entwicklungskonzeptes REK Sursee. Oben rechts eine Entwurfsskizze.
Download: Räumliches Entwicklungskonzept

Raum Badischer Bahnhof Basel, übergeordnetes Grün- und Freiraumsystem

Der urbane Flussraum des Rheins und die weiträumige Parklandschaft entlang des Flüsschens Wiese sind landschaftliche Potentiale ersten Ranges. Rhein und Wiese sind verbunden über ein Konglomerat von verschiedenartig genutzten Grün- und Freiräumen.

Zwischen dem Siedlungsgebiet von Kleinbasel und Riehen soll eine landschaftliche Zäsur erhalten und in ihrer räumlichen Wirkung geklärt werden.

Der Bahnkörper im Raum Badischer Bahnhof bildet bereits ein zweites Freiraumsystem, welches den Rhein mit dem Raum Wiese verbindet. Die offenen Gleisfelder und die Ränder der Bahnanlage sind ökologisch wertvolle Standorte für Flora und Fauna.

Im dichten Siedlungskörper von Kleinbasel sind Ansätze zu einem dritten Grünkorridor vorhanden. Diese sollen zu einer urbanen Grünverbindung erweitert werden.

Telli Aarau: Grünstrukturen zur Aufwertung des Quartiers

Zentraler Bestandteil der Überlegungen zur Entwicklung der Telli bildet das Konzept des Grünsystems. Dieses geht Hand in Hand mit der Ausgestaltung des öffentlichen Raums und präzisiert die Elemente des Grünraums. Raumprägend sind die Grünelemente entlang der Flussläufe von Aare und Suhre sowie am Balänenhang. Es wird ein durchgehendes System von strassenbegleitendem Grün vorgeschlagen. An den Aussenseiten des Stadtteils soll das Gebüsch gegenüber der Aaretalstrasse und dem Staffeleggzubringer entfernt werden. Dies zugunsten von mehr Transparenz und urbanerer Wirkung. Dazu sind präzise Grüninterventionen erforderlich. Das Gebiet des Hangartner-Areals wird mit dem angrenzenden Grünraum verzahnt.
Download: Arbeitszone Telli, Entwicklungskonzept

Stadt Arbon, Quartierentwicklung Stachen Süd

Stachen Süd soll zu einem attraktiven, eigenständigen Stadtteil von Arbon werden. Ein zusammenhängendes System von sicheren Aussenräumen mit hoher Aufenthaltsqualität und sehr gutem Erscheinungsbild soll unter Einbezug des historischen Wegnetzes entstehen. Einen besonderen Stellenwert hat das Wegnetz, das der Naherholung dient. Freiräume und Grünkorridore tragen zur Gliederung der Siedlung bei. Auf Siedlungserweiterungen wird zugunsten der Siedlungsentwicklung nach Innen verzichtet. Die Siedlungsränder werden differenziert als Übergangsbereiche zwischen Siedlung und Landschaft gestaltet. Siedlung und Landschaft werden vernetzt.
Unsere Entwürfe gehen von einer ganzheitlichen Betrachtung von Landschaft und Freiraum, öffentlichem Aussenraum und Bebauung aus.

Autorenschaft:

  • Grünes Band Region Bern: Atelier Wehrlin
  • Freiraumsystem Stadt Zürich: Atelier Wehrlin mit Feddersen&Klostermann
  • Wulong: Atelier Wehrlin mit PÖYRY Schweiz und Moeri und Partner AG
  • Sursee: Atelier Wehrlin mit Ecoptima AG
  • Basel: Atelier Wehrlin mit Ecoptima AG
  • Arbon: Atelier Wehrlin mit Kieliger & Gregorini AG